Am 18. November ist es soweit: An diesem Tag wird in Denver, der Hauptstadt des US-Bundesstaates Colorado, ein neues Museum zu Leben und Werk des amerikanischen Künstlers Clyfford Still eröffnet. Mehr als dreißig Jahre nach dem Tod des Künstlers wird damit wahr, was Still selbst sich wohl am meisten gewünscht hätte: Dass sein Werk möglichst umfassend der Öffentlichkeit zugänglich wird. 2004 hatte seine zweite Ehefrau Patricia Still Denver gleichsam den Zuschlag erteilt, den Nachlass ihres Mannes zu verwahren. Ein Jahr später vermachte sie der Stadt auch ihre eigene Sammlung, die unter anderem das komplette Archiv des Künstlers umfasst. Nahezu 2.400 Werke der Jahre zwischen 1920 – Clyfford wurde 1904 geboren – und seinem Tod 1980 wird das neue Museum in seiner Obhut haben.
Ganz ohne einen finanziellen Grundstock funktioniert das aber nicht. Daher wird sich die Stadt kurz vor der Museumseröffnung auf der New Yorker Sotheby’s-Gegenwartskunstauktion am 9. November noch von einigen kapitalen Stücken aus dem Vermächtnis Patricia Stills trennen: vier vollkommen marktfrische Gemälde, von denen eines – Clyfford Still pflegte seine Bilder nicht zu betiteln, sondern nur zu nummerieren, dieses trägt die Nummer „1947-Y-No. 2“ – bisher nicht einmal öffentlich ausgestellt war (Taxe 15 bis 20 Millionen USD). Das nach Größe, Qualität und Wert bedeutendste Bild ist die Nummer „1949-A-No. 1“, ein kosmisches Gewaber von Formen und Farben, ist unverwechselbar für die Hochphase des abstrakten Expressionismus. Hier stehen 25 bis 35 Millionen Dollar auf dem Etikett. 10 bis 15 Millionen Dollar soll die jüngste Arbeit kosten „PH-1033“, gemalt in roten Feuerflammen laut Datierung am 29. November 1979. Für etwas schmalere Geldbeutel hängt in mittelgroßem Format das relativ frühe, noch nicht ganz so frei gestaltete „PH 351“ von 1940 zu 1 bis 1,5 Millionen Dollar bereit. Dem Museum hat Sotheby’s für die drei Hauptwerke entsprechende Garantien gegeben, und auch „irrevocable bids“ liegen bereits vor. Der bisherige Still-Rekord beträgt übrigens 19 Millionen Dollar und stammt von November 2006.