Manfred Deix, der größte satirische Zeichner dieses Jahrhunderts ist nicht mehr.
Wenn Michelangelo sagte, die größte Kunst sei „nichts als ein Schatten der göttlichen Perfektion“, dann hat Deix mit seiner Kunst den unerbittlichen Gegenbeweis angetreten: Er zeigte uns, daß das Werk des Schöpfers nur so strotzt von Fehlern, Peinlichkeiten und Schnitzern. Gott sei Dank, muß man sagen, denn bei einem perfektionistischen Gott hätten wir wenig zu lachen, und es war Deix, der uns zu der bedeutenden philosophischen Erkenntnis verholfen hat, daß die Schöpfung lächerlich und Gott der größte Humorist ist.
Manfred war ein grosser Bewunderer Muhammad Ali’s und ich glaube dass es in seinem Sinne war diese Welt gemeinsam mit ihm zu verlassen.
So seltsam es klingen mag – diese beiden hatten etwas gemeinsam: sie waren Jahrhunderterscheinungen, die die Welt grundlegend verändern sollten – der eine die Welt des Boxsports, der andere die Welt der satirischen Zeichnung. Beide zeigten dem staunenden Erdkreis Kunststücke, die man bis dahin für völlig unmöglich gehalten hatte. Und beide flatterten wie die Schmetterlinge und stachen wie die Bienen.
Ich kann mir eine Welt ohne Manfred Deix, mit dem ich mein ganzes Leben lang verbunden war, nicht vorstellen.
Ich werde ihn unendlich vermissen.
In meinem Herzen wird er immer weiter flattern und stechen.
Gottfried Helnwein
26. Juni 2016