Auch hier, sagt Reifenscheid, zeige sich die Ambivalenz in Helnweins Bildern, die einerseits verstörend, gleichzeitig aber eben auch (technisch) unheimlich beeindruckend seien – und dabei nach wie vor hochaktuell. Der Titel der Schau, eine Anspielung auf das 43., „Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer“ benannte Blatt aus Goyas Capricho-Zyklus, hebe das noch einmal hervor: „Der Schlaf“, sagt Reifenscheid, „ist ein Zustand, in dem wir nicht vernunftgesteuert denken und vieles zulassen. Diese offensichtliche Abwesenheit des Verstands lässt sich – auch fernab der Corona-Pandemie – nach wie vor in vielen Krisen unserer Zeit erkennen.“ Und vielleicht ist es gerade jene (moralische) Trägheit, gegen die Helnweins Kunst schlussendlich ihre nachdrücklichste Wirkung entfaltet. Mit Bildern, die schockieren, keine Frage, gleichzeitig aber eben auch die Augen des Betrachters öffnen – ob er es nun will oder nicht.